In Teambesprechungen sind oftmals 5 Typen von Diskussionsteilnehmern anzutreffen :
- der Lösungsorientierte
- der Problemanalytiker
- der Desinteressierte
- der Moderator
- ...und der jammernde Nörgler
Von Letzterem droht ernste Gefahr. Er verteilt ganz unbemerkt seinen Jammervirus in der gesamten Gruppe und untergräbt die erforderlichen Veränderungen und Innovationen im Team.
Die gute Nachricht: Es handelt sich bei all diesen Diskussionstypen (LehmannWillenbrock, Beck & Kauffeld 2016) nicht um stabile Rollen, sondern diese sind veränderbar.
Aber: Sie müssen "(Be )Handeln". Von alleine ändert sich nichts!
Es erschließt sich von selbst, wer von den Typen die Besprechung positiv beeinflusst (Lösungsorientierte), wer anderswo seine Zeit besser einsetzen könnte (der Desinteressierte) und wer sie behindert (der jammernde Nörgler).
SYMPTOME des Typs "Jammernder Nörgler"?
Er beteiligt sich häufig SEHR aktiv an den Besprechungen indem er
- klagt
- mit negative Kommentare den Ist-Zustand betont
- sich in Details und Beispielen verliert
- durch geringes Interesse an Veränderungen besticht
- im Problemlösungsprozess gebetsmühlenartig seine Killer-Phrasen «Man kann ja eh nichts machen»/«Es ist schon immer aufs Gleiche raus- gekommen» äußert
ANSTECKUNGSGEFAHR!
Unterschätzen sie nicht den Einfluss dieses Typen! Er ist schleichend und unbemerkt.
Die Anwesenheit der verschiedenen Rollen wirkt sich jeweils in unterschiedlichem Ausmaß darauf aus, wie zufrieden die Teilnehmer mit dem Meeting sind. Die Anwesenheit von jammernden Nörglern führt tendenziell
- zu einer geringeren Arbeitszufriedenheit und
- weniger Erfolg bei der Umsetzung in der Diskussion geplanter Maßnahmen
Man spricht in der Fachliteratur vom «FAULEN APFEL»/bad apple, d.h. einem Teammitglied, das durch sein dysfunktionales Verhalten die Arbeit des gesamten Teams behindert.
Denn gerade in Besprechungen, wo es um
- Austausch von Informationen
- dem Bewältigen von Problemen
- der Generierung von Lösungen
- dem Anstoßen von Aktionen
- und der konkreten Planung von Maßnahmen geht
können nörgelnde Jammerer Veränderungen, Kreatives Denken und Problemlösemöglichkeiten lähmen.
Der negative Zusammenhang zwischen Jammern und Innovationen ist kritisch!
ERKRANKUNG: Wie bekommt man den Virus?
Individuelle Ebene:
Der jammernde Nörgler kann von Persönlichkeitsmerkmalen und einer negative Einstellung des einzelnen Mitarbeiters bestimmt sein.
Soziale Ebene:
Jammern ist ein weit verbreitetes Phänomen, das verschiedene Funktionen erfüllt:
-Schaffen einer gemeinsame Gesprächsbasis
-Gefühl der Verbundenheit zwischen einzelnen Personen oder auch einer Gruppe
Organisationale Ebene:
Trifft man gehäuft im Unternehmen auf Jammerer oder entwickeln sich in Team echte Jammerrunden und ein Klima des „Nutzt ja alles nichts“. Jetzt hat Jammervirus im Team zugeschlagen!
Den Jammeräußerungen folgen Bestätigungen („Ja stimmt“, „Kenne ich auch“), was dazu führt, dass sich die Stimmung auf das gesamte Team übertragen kann indem z.B. einem Jammern das nächste Jammern folgt.
Im Prozess der gegenseitigen emotionalen Ansteckung entstehen Jammerspiralen, eine Art synchronisierte negative Grundstimmung, die sich in der Gruppe ausbreitet und andere Gruppenmitglieder ansteckt und sich weiter in der ganzen Organisation ausbreiten kann.
Dieses Phänomen ist hierarchieübergreifend anzutreffen und variiert im Ausmaß von Unternehmen zu Unternehmen.
IMMUNITÄT:
Eine Immunität gegenüber dem Jammervirus ist oftmals weniger von den einzelnen Teilnehmern abhängig, sondern durch die Organisationen geprägt, in denen er auftritt.
Die Präsenz der unterschiedlicher Diskussionstypen lässt sich somit als eine Art Feedback an die Organisation verstehen oder anders formuliert: Die Disskussionstypen sind die sichtbaren Symptome, die Ursachen können in der Arbeitsstruktur liegen.
Der jammernde Nörgler kann z.B. auch ein Hinweis sein, dass Mitarbeiter wenig Eigenverantwortung übertragen wird oder sie sich in ihrer Autonomie eingeschränkt sehen. (Klassisch: Ideen zur Optimierung der Arbeitsbedingungen und geplante Maßnahmen scheitern regelmäßig an fehlender Unterstützung und Förderung durch Vorgesetzte).
GENESUNG: Was tun, um den Jammervirus los zu werden?
6 BEHANDLUNGSTIPS + 1
1. Stoppen Sie Jammern aktiv und deutlich.
Wenn Teammitglieder nicht unterbrochen werden, signalisiert dies, dass ihr Verhalten in der Gruppe als angemessen wahrgenommen wird und als Ausdruck der Gruppenstimmung akzeptiert ist.
2. Integrieren Sie IMMER jüngere Mitarbeiter im Team!
Jammern in Sitzungen taucht eher auf, je höher das Durchschnittsalter der Teams ist. Bei der Zusammensetzung von Teams sollten sie darauf achten!
3.Nutzen sie strukturierende Arbeitsmethoden z.B. zielorientierte Diskussionsführung, Priorisierung und Zeitmanagement.
Diese unterbrechen effektiv Jammerspiralen und ermöglichen es, die jammernden Teammitglieder zur aktiven Mitarbeit zu motivieren.
4. Bringen sie als Führungskraft immer wieder (und eher einmal zu viel als zu wenig) Ihre Begeisterung und Zuversicht zum Ausdruck u.a. indem sie regelmäßig den Sinn gemeinsamer Ziele verdeutlichen.
Auch positive Emotionen sind ansteckend!
5. Schaffen Sie Möglichkeiten der Meinungsäußerung!
Dazu gehört, die unterschiedlichen Sichtweisen und Standpunkte von Teilnehmern zu einem Problem offen zur Sprache zu bringen, um Ambivalenzen aufzudecken und aufzulösen.
Neben aktivem Zuhören müssen Teammitglieder die Fähigkeit besitzen, Probleme auch aus Sicht ihrer Kollegen/Vorgesetzten zu betrachten.
Geben Sie sich mit den Schwarzmalereien der Jammerer nicht zufrieden. Bohren Sie nach:
- Was genau sind Ihre Bedenken und Befürchtungen?
- Wie erklären Sie sich diese?
- Was wäre die ideale Lösung?
- Was müssten wir tun, um diese Lösung zu erreichen?
6. Reflektieren Sie im Team die Zusammenarbeit und erarbeiten sie Optimierungsmöglichkeiten.
Starten Sie Teaminterventionen zu den Themen "Teamarbeit im Unternehmen", "Ausgestaltung der Teamarbeit" und eine Aktionsplanung "Was sind unsere nächsten Schritte? Was priorisieren wir als Team?"
Damit schaffen sie die Voraussetzung für das Team, selbstbestimmt zu entscheiden, welche Maßnahmen zuerst umgesetzt werden sollen, um die Qualität der Sitzungen und die Zusammenarbeit zu verbessern.
Damit geben sie Raum für Verantwortung und nehmen Raum zum Jammern.
+1 TIP Für NOTFÄLLE / schwierige Fälle / im Übergang.
Schaffen Sie «Jammerräume» (Klagemauer zu Beginn einer Besprechung). Aber unbedingt zeitlich begrenzen!
All diese Maßnahmen binden Zeit und Energie. Stimmt!
Aber wollen Sie in einem Unternehmen arbeiten, indem viel gejammert wird oder wichtige Innovationen erfolgen?