Die Frage: "Und was ist das denn überhaupt, die Gemeinwohl-Ökonomie
(GWÖ)" höre ich oft, denn seit drei Jahren engagiere ich mich privat und beruflich in der GWÖ.
- Ich habe die Ausbildung zur Gemeinwohl-Beraterin gemacht und biete Unterstützung bei der GWÖ - Berichtserstellung
- mein Unternehmen ist GWÖ-bilanziert
- ich bin aktiv in mittelhessischen GWÖ-Regionalgruppen
- ich begleite verschiedene AGs in der GWÖ zu speziellen Themen
"Und warum machst Du da mit?", ist dann die nächste Frage.
Hier meine drei Gründe dabei zu sein und um was es geht ...
Die Gemeinwohl-Ökonomie ist ein werteorientiertes Wirtschaftsmodell und zugleich eine Bewegung, die die Wirtschaft, wie wir sie heute kennen, reformiert und einen gesellschaftlichen Systemwandel initiiert.
Ziel ist es, von einer auf Wachstum und Profit ausgerichteten Wirtschaftsweise zu einem zukunftsfähigen Wirtschaftsmodell zu kommen, bei dem das Gemeinwohl an erster Stelle steht. Die Vision ist ein gutes Leben für Alle in einer Welt, in der unsere Wirtschaft auf das Wohl von Menschen und unserem Planet ausgerichtet ist.
2010 erschien dazu das Buch „Die Gemeinwohl-Ökonomie“ von Christian Felber.
Das bekannteste Tool und Herzstück bildet die Gemeinwohl-Bilanz. In dem dazugehörigen Gemeinwohl-Bericht, dokumentiert z.B. ein Unternehmen, wie es die vier Grundwerten der GWÖ in der täglichen Praxis umsetzt. Dabei werden Verbesserungspotentiale und konkrete Maßnahmen zur Weiterentwicklung benannt.
Mittlerweile ist die Bewegung weltweit in 33 Ländern aktiv mit ca. 700 bilanzierten Unternehmen (z.B. in Deutschland Vaude, Stadtreinigung Hamburg, Sparda Bank München, Lilly-Pharma, elobau GmbH & Co KG, Bodan GmbH, Greenpeace e.V.)
Attraktiv ist das Modell für Menschen & Unternehmen, die nicht nur an ihrem eigenen wirtschaftlichen Vorteil interessiert sind, sondern auch Verantwortung für Natur, Mensch und unser Zusammenleben übernehmen.
Es gibt in der Bewegung Mitmachmöglichkeiten für jeden und jede, ob als Unternehmer*in, Privatperson, Lehrer*in, Schüler*in, Konsument*in, Aktive in der Stadt-/ Kommunal-/ oder Gemeindepolitik, Pfarrer*in oder oder...
… für Organisationen, Unternehmen, Gemeinden, Städte, Bildungseinrichtungen und Kirchen bietet der Gemeinwohl-Bericht ein Organisationsentwicklungstool, um die eigenen Aktivitäten an gemeinwohl-fördernden Werten auszurichten und zu verbessern. Die wichtigen Nachhaltigkeitsthemen werden bearbeitet und als Ergebnis in einer “GWÖ-Bilanz” mit einem Punkte-Score abbildet. Das macht Werte und die Wirksamkeit des eignen Handelns für sich selbst und Andere sichtbar.
… auf politischer Ebene ist die GWÖ ein Motor für rechtliche Veränderung, mit dem Ziel das gemeinwohl-orientiertes Wirtschaften zu belohnen. Das schafft Anreize und motiviert, faire und nachhaltige Produkte und Dienstleistungen zu produzieren und zu konsumieren.
… auf gesellschaftlicher Ebene ist die GWÖ eine Initiative für eine Bewusstseinsentwicklung hin zu einem zukunftsorientierten Lebensstil, der auf dem gemeinsamen, wertschätzenden Tun möglichst vieler Menschen beruht. (z.B. Workshopserien «Enkel:innentauglich Leben», «Klimafreundlich Leben» und „Ich und das Gemeinwohl“ inkl. Gemeinwohl-Selbsttest). Das gibt Hoffnung und Mut!
Warum bin ich dabei?
Drei Gründe:
1- DIE FRAGEN UND DAS THEMA
- Wie wollen wir leben?
- Wie wollen wir arbeiten?
- Wie messen wir Erfolg?
- Wie bewerten wir das Gemeinwohl
Diese Fragen sind für mich Richtschnur -privat wie auch als Unternehmerin - für den neuen unbekannten Weg in einer Zeit, in der ein „Weiter so“ wie ein Himmelfahrtskommando erscheint und das „Was jetzt?“ (noch) unklar ist, aber wir nicht stillstehen können.
Wir werden "im Gehen" passende Antworten entwickeln müssen. Die GWÖ bietet für dafür Raum, Ideen und Gemeinschaft. Passt!
2- DIE ART DES MITEINANDER
Die GWÖ ist eine Bewegung, bei der jede*r eingeladen ist, im Miteinander die eigenen vertraute Denk- und Handlungsabläufe in Frage zu stellen und Neues zu testen. Gute Kooperation in der Zusammenarbeit ist dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Es geht darum, in einem partizipativen, demokratischen und ergebnisoffenen Prozess Ideen & Lösungen (weiter-) zu entwickeln. Dazu gehören gegenseitige Rücksichtnahme, Vertrauen und Respekt - Werte, die für die GWÖ aber auch das Gelingen eines kreativen Prozesses wichtig sind.
Und schon sind wir mitten in dem Thema, dass mich als Inhaberin von Think fresh antreibt und begeistert:
Bedingungen ermöglichen, damit Menschen kreativer zusammenzuarbeiten um ihr Wissen, unterschiedliche Fähigkeiten und Perspektiven auf produktive Weise zu nutzen, zum Wohl von Mensch und Planet. Passt!
3- ENGAGEMENT MIT ERFOLGSAUSSICHTEN
Die Idee der Gemeinwohl-Ökonomie basiert auf unseren Verfassungs- und Beziehungswerten und ist keine „ Erfindung“ oder Revolution einer kleinen exklusiven (Spinner-) Truppe.
Das Gemeinwohl als Ziel und Zweck unsere Wirtschaftens ist Bestandteil der Verfassungen der Bundesländer (z.B. „Die Wirtschaft des Landes hat die Aufgabe, dem Wohle des ganzen Volkes und der Befriedigung seines Bedarfs zu dienen..“ Artikel 38 der Hessischen Verfassung ) und unseres Grundgesetzes („Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.” Artikel 14 Grundgesetz).
Die GWÖ macht sich stark für eine Wirtschaftsordnung, die im Einklang ist mit unseren demokratischen Grundwerten, Menschenrechten und ökologischer Nachhaltigkeit ist.
Damit erhöht sich für mich die Anschlussfähigkeit des GWÖ-Modells an unsere Gesellschaft. Das erleichtert die Kommunikation der Idee und die Erfolgswahrscheinlichkeiten für die "praktische Anwendung" des Modells. Passt!
Ich bin überzeugt, dass es Zeit ist ...
- Kooperation statt Wettbewerb
- Nachhaltigkeit statt Ausbeutung
- "Wohlergehen Aller" statt "Gewinn für Einzelne"
in den Mittelpunkt unseres Tun zu stellen.
Aktuell nicht gerade "en vogue" und easy umzusetzen, aber durchaus einen (oder mehrere)Versuch(e) Wert.
Konkret heißt das für mich weiterhin bio und Second Hand zu kaufen, Müll zu vermeiden, sich vegetarisch zu ernähren, wenig Auto zu fahren, keine Flugreisen zu machen..., aber auch die „heilige Kuh“ eines ewigen wirtschaftlichen Wachstums und des (eigenen) Anspruches von "immer höher, schneller weiter“ in Frage zu stellen, sich proaktiv mit Anderen über deren Sicht und die Fragen siehe 1- auszutauschen, die Gemeinwohl-Bilanz zu bewerben, in Alternativen zu denken und neue Strategien auszuprobieren.
Also weiterhin Ideen finden - Lösungen entwickeln - Veränderung gestalten: Think fresh. Passt doch ;-)